Ab auf die grüne Wiese

In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre kam es zu einer bundesweiten Neuordnung der deutschen Konsumvereine und Genossenschaften. So ging auch die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine (GEG) in der co op AG auf, die fortan die Fleischwarenfabrik in Oldenburg betrieb.

1984 stellte die Fleischwarenfabrik Überlegungen an, den Produktionsstandort zu verlagern. Denn was 1923 die modernste Fleisch- und Wurstwarenfabrik Europas gewesen war, galt inzwischen als veraltet und auch aus Platzgründen nicht mehr erweiterbar. Eine komplette Verlagerung ins Ruhrgebiet nach Dortmund stand im Raum und hätte den Verlust von gut 550 Arbeitsplätzen in Oldenburg bedeutet.

Dementsprechend gab es ausgiebige Verhandlungen zwischen der Konzernspitze der co op AG, der Stadtverwaltung, Kommunalpolitiker:innen und Vertreter:innen der Gewerkschaften. Schließlich fiel 1985 die Entscheidung, den Standort Oldenburg beizubehalten, allerdings in einem anderen Stadtteil. Die Stadt unterstützte die Verlagerung und den Neubau des Werkes durch den Ankauf des alten Werksgeländes und der dort vorhandenen Bausubstanz. Gut 15 Millionen DM wurden dafür bereitgestellt.

Für das Gelände war zunächst eine überwiegend städtische Nutzung durch Ämter und Feuerwehr vorgesehen. Die innenstadtnahe Lage galt aber auch als attraktiv für die Ansiedlung anderer Unternehmen. Mit diesen Umnutzungsvisionen verschwand die fleischverarbeitende Industrie nach 65 Jahren endgültig aus dem Haareneschviertel, auch wenn sie durch die teilweise denkmalgeschützte Bausubstanz und den geflügelten Begriff „Alte Fleiwa“ als Quartiersname bleibende Spuren hinterlassen hat.

Der Neubau der Fleischwarenfabrik entstand unterdessen am Stadtrand im Gewerbegebiet Tweelbäke, wo im Februar 1988 die Produktion aufgenommen wurde. Der Betrieb am neuen Standort wurde schließlich 2004 von der Tulip Food Company übernommen, die zum dänischen Konzern Danish Crown gehört. Die Adresse Georg-Bölts-Straße erinnert noch heute an den Begründer der Stadtoldenburger Fleischwarenindustrie.