Koopmannsiedlung

Für „de lüttge Lü“

 

Am 16. Mai 1949 begann der Bau der Koopmannsiedlung I im Oldenburger Stadtnorden. Benannt wurde das Bauvorhaben nach dem Landtagsabgeordneten und Ratsherrn Jan Koopmann. Er setzte sich nicht nur politisch, sondern auch als Bauleiter für die Realisierung dieser und weiterer Siedlungen in Oldenburg ein. So wurden nach 1945 zahlreiche Eigenheime für die sprunghaft angestiegene Bevölkerung in Eigenleistung geschaffen.

Um in Alexandersfeld ein Haus zu bekommen, brauchten die Interessierten einen sogenannten Verpflichtungsschein, mit dem sie sich verpflichteten, circa 1.600 Arbeitsstunden beim Bau der Häuser zu leisten. Bevorzugt wurde dieser Schein an Handwerker und junge Familien mit Kindern ausgegeben, die sowohl aus Oldenburg kamen, als auch nach Oldenburg geflüchtet waren. Siedler:innen mit anderen Berufen wurden während der Bauphase zu Maurern ausgebildet. Die Männer arbeiteten tagsüber in ihren Berufen und bauten abends und an den Wochenenden in der Siedlung.

 

Damit alle Häuser gewissenhaft gebaut wurden, baute niemand sein eigenes Haus.  Stattdessen wurden alle Gebäude gemeinschaftlich errichtet und die fertigen Häuser unter den Anwärter:innen ausgelost. Auf diese Weise konnten auch Häuser für Witwen und ihre Kinder entstehen. Zur Planung der Siedlung gehörte zudem der Kindergarten, die Grundschule sowie Häuser mit Gewerbeeinheit.

Die ersten 91 Häuser entstanden zwischen der Wiefelsteder Straße entlang der Leuchtenburger Straße bis zur Dringenburger Straße. Die Wohnfläche betrug 52 m² mit einer Nutzfläche von 800 m². Im zweiten Bauabschnitt, ab März 1950, entstanden weitere 119 Häuser zwischen der Rasteder Straße und Am Stadtrand. Sie sahen nicht nur von außen etwas anders aus, sondern hatten mit 75,3 m² auch eine größere Wohnfläche. Die Nutzfläche blieb vergleichbar.
Zur Straße hin wurden alle Grundstücke von einer Ligusterhecke und einem grünen Gartentor begrenzt. Zum Einzug bekamen die Familie jeweils einen Holzkarren oder Handwagen, sowie zehn Obstbäume und -sträucher für den Garten. Eine lange Leiter und ein Rasenmäher wurden pro Straßenzug zur Verfügung gestellt und konnten von jeder Familie ausgeliehen werden.

Schnell bauten die Siedler:innen in den folgenden Jahren die Häuser nach Ihren Vorstellungen aus, so dass sich auch die Wohnfläche vergrößerte und ein Badezimmer oder Stall hinzukamen. Viele der Siedler hielten Hühner, Kaninchen oder Tauben. Bis die Koopmannsiedlung an die Kanalisation angeschlossen wurde, hatte jedes Haus ein Plumpsklo mit Klärgrube und eine Sickergrube für das Abwasser. Das Badewasser wurde jedoch in die Gräben vor dem Haus geschüttet, die es zum Abwasserkanal am heutigen Schwarzen Weg führten.

Da die nächste Bushaltestelle am Fliegerhorst war, gab es lange Zeit viele Geschäfte und Handwerker in dem Viertel. So erzählen die älteren Bewohner:innen des Viertels unter anderem von einem Konsum, einer Drogerie, einem Schlachter, einem Milchgeschäft, einem Bäcker, mehreren Kohlenhändlern und sogar einer Leihbibliothek. Ein Telefon hatte lange Zeit nur das Taxiunternehmen Siebenroth, das den Siedler:innen seinen Apparat für wichtige ein- und ausgehende Anrufe zur Verfügung stellte.
In den ersten drei Jahren wohnten alle Bewohner:innen zur Miete und zahlten etwa 30 DM (Deutsche Mark) im Monat an die Landessparkasse zu Oldenburg (LzO). Danach wurden Grundstück und Haus als Eigentum überschrieben und die Siedler:innen zahlten das Darlehen bei der LzO ab. Jan Koopmanns Ausspruch „för de lüttge lü“ fasste sein Vorhaben für Familien mit wenig Geld ein neues zu Hause und sogar Eigentum zu schaffen gut zusammen.

Bis heute werden die Häuser häufig von den Kindern oder Enkel:innen der ersten Siedler:innen bewohnt. „Das Zusammenleben findet hier so statt, weil es historisch gewachsen ist,“ sagt Ralf Bruns, 1. Vorsitzender der Gemeinschaft Jan-Koopmann-Alexandersfeld. Im Sommer 2022 konnte man im Projektraum_3 noch viele weitere Zitate, Dokumente und Fotos von Bewohner:innen des Stadtteils sehen und so einen Einblick in die Vergangenheit und Gegenwart von Alexandersfeld bekommen.
 

Text: Sandrine Teuber