Wunderburgpark

Tierisch was los gewesen.

 

Diese Episode betrifft zwar eher die jüngere Geschichte des Wunderburgparks und doch passt sie zur facettenreichen Vergangenheit dieser Anlage, die viele hundert Jahre zurückreicht. Zu Lebzeiten von Graf Anton Günther im 17. Jahrhundert schenkte der Reichsgraf seiner Gemahlin Gräfin Sophia Katharina von Oldenburg nach 1635 einen Garten, der bei der Osternburger Kirche angelegt wurde. Damit ist die Parkanlage eine der ältesten Grünanlangen der Stadt Oldenburg und wurde nach dem Niedersächsischen Denkmalschutzgesetz als Gartendenkmal eingestuft.

In den Nachrichten für Stadt und Land vom 11.10.1923 spekulierte man schon einmal über die Namensgebung, da die Ortsbezeichnung Wunderburg älter zu sein scheint, als der Lustgarten der Gräfin. Dort heißt es:

„Da ist es kein Wunder, daß die junge Gräfin in nächster Nähe des Grafenschlosses eine Gartenanlage zu schaffen suchte, die ihren Geschmack und den Reichtum des oldenburgischen Hauses ein gutes Zeugnis ausstellen konnte. Hinter Osternburg entstand der Lustgarten auf der Wunderburg“.

Im Jahr 1668 wurde die Gartenanlage – nachdem sich die verwitwete Gräfin in Neuenburg niedergelassen hatte – an den damaligen Bürgermeister Oldenburgs verkauft, der ihn anderweitig verwendete. 1794 wird das Gut oder Vorwerk Wunderburg noch unter den freien Stücken Osternburgs aufgeführt. Später, im 19. Jahrhundert, wurde Wunderburg im „Oldenburg Staatskalender“ als Ortschaft innerhalb der Bauernschaft Osternburg aufgeführt und verschwand danach zeitweise aus den Dokumentationen.

 

Andere Deutungen gehen davon aus, dass die „wundersame“ Einrichtung des Gartenhauses im Lustgarten den Namen Wunderburg zu verantworten hat. Namentlich sind im Falle des Wunderburgparks jedoch auch Zusammenhänge mit dem Wort „Brook“ oder „Brok“ denkbar, der niederdeutschen Variante von Bruch. Dies bezeichnet bestimmte Feuchtgebiete mit Sumpf- und Moorflächen, die es am Stadtrand in Osternburg durchaus gegeben haben könnte. Ob das Areal einmal als Wunderbrook betitelt war und daraus Wunderburg wurde, darüber lässt sich aber nur spekulieren.

Der heutige Wunderburgpark mit der angrenzenden Schrebergartenanlage (Ende 2. Weltkrieg angesiedelt) stammt in seinen Grundzügen mutmaßlich aus dem Privatbesitz der damals in Oldenburg-Osternburg ansässigen herrschaftlichen Höfe. Hinweise dafür stammen aus dem Jahr 1843. Die Anordnung und das Alter der teils außereuropäischen Baumarten weisen außerdem auf die Erstellung einer Parkanlage hin.

 

Im Jahr 1849 wurde auf dem Gelände des Wunderburgparks ein Schützenhof mit Gastwirtschaft und Schießanlage erbaut. Der Schützenhof stand etwa auf der heutigen Grenze zwischen Kleingärten und Park beim Kinderspielplatz. Bevor fast 100 Jahre später auf der ehemaligen Schützenwiese Kleingärten entstanden, fanden auf der Freifläche unterschiedliche Veranstaltungen statt. Dort wurde Fußball gespielt und im Jahr 1913 wurde bei der Gaststätte Schützenhof zur Wunderburg ein Gewerkschaftsfest gefeiert. Wie auf der Ansichtskarte zu sehen, wurde das Gelände als „Wunderburg“ betitelt, ohne dass die Rede von einem Park ist.

Dem südwestlich des Oldenburger Stadtzentrums gelegenen Wunderburgpark wurden im letzten Jahrhundert Teile seiner Grünfläche beraubt. Im Südosten des Areals, wo heute die Siedlung „Am Wunderhorn“ steht, bildete der „Deutsche Verein für Sanitätshunde“ seit 1916 Blindenhunde aus. Damit stand dort die erste Blindenführ-Hundschule (der Welt?), die für viele Kriegsblinde eine Hilfestellung bieten sollten. Auf Initiative von Großherzog Friedrich August von Oldenburg und Heinrich C. Stalling in seiner Funktion als Vorsitzender des Vereins Sanitätshunde wurde die Anlage in Betrieb genommen. Anschließend wurde das Parkgelände im Jahr 1937 an die Stadt Oldenburg übergeben unter der Bedingung, dass die anliegende Parkanlage für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt. Wo vorher die Hunde geschult wurden, drehten in den 1950er Jahren Rinder ihre Kreise. Die Oldenburger Herdbuchgesellschaft war nun Eigentümerin der Anlage und veranstaltete dort Viehauktionen, zog mit diesen Veranstaltungen aber später in die Weser-Ems-Halle um.

Die Einrichtung des Wunderburgparks in seiner heutigen Form wurde 1938 vom städtischen Gartenbaudirektor Buro forciert und betraf in erster Linie die Berücksichtigung des Altbaumbestands und eine entsprechende Wegeführung. 1949 kam ein Kinderspielplatz hinzu. Der Wunderburgpark erlangte den Status als Landschaftsschutzgebiet und wurde im Rahmen stadtplanerischer Maßnahmen Anfang der 2000er Jahre nochmals erweitert.

Text: Claudius Mertins