Kulturzentrum Rennplatz

Nirvana? Nevermind...

 

Das Kulturzentrum Rennplatz an der Kurlandallee in Ohmstede ist Treffpunkt für die Menschen im Stadtteil. Die Einrichtung, die heute zur Stadt Oldenburg gehört, ist mit verschiedenen Veranstaltungsformaten und offenen Angeboten Anlaufstelle für alle Alters- und Bewohnergruppen. Gegründet wurde der Stadtteiltreff bereits 1964, damals als „Lettisches Jugend- und Kulturzentrum“. Der Name geht auf die Nutzung der umliegenden Straßenzüge nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Auf dem ehemaligen Gelände des Rennplatzes (Pferderennbahn und Reitplatz) entstand während des Zweiten Weltkriegs ein Zwangsarbeiterlager. Daraus wurde nach dem Krieg das größte Barackenlager in Oldenburg für kriegsbedingt heimatlose Ausländer (Displaced Persons). In Ohmstede wurden überwiegend Menschen lettischer Herkunft untergebracht, daher auch die erste Bezeichnung des Kulturzentrums.

Das ist eine Geschichte rund um das Kulturzentrum Rennplatz. Und dann ist da noch die Geschichte von einer Band, die 1989 im Kulturzentrum gastiert hat und die damals noch nicht vielen ein Begriff gewesen ist. Dementsprechend war die Ankündigung des Auftritts der Nordwest-Zeitung nur ein paar Zeilen wert. Die Rede ist von der US-amerikanischen Rockband Nirvana.

Die Band um den Sänger Kurt Cobain, die 1988 erstmals unter dem Namen Nirvana auftrat, tourte mit ihrem Debütalbum im Sommer 1989 zunächst durch kleine Clubs in den USA. Im Oktober und November schloss sich die erste Europatournee an. Eine Station dieser Tournee war am 12. November 1989 das Kulturzentrum in Ohmstede.

Berühmt wurde die Band aber erst knapp zwei Jahre später mit dem Titel Smells Like Teen Spirit und dem Album Nevermind. Die folgenden Jahre waren Nirvana weltweit erfolgreich, gewannen Auszeichnungen und machten den Grunge massentauglich. Der Mix aus Hardrock, Metal und Punkrock war ursprünglich ein Subkultur-Genre, das unter anderem mit Nirvana Anfang der 1990er Jahre populär wurde. Die Geschichte der Band endete allerdings abrupt nach nur wenigen Jahren. Am 5. April 1994 starb Kurt Cobain durch eine Überdosis Heroin und einen wohl selbst zugefügten Kopfschuss.

Aber wie war das damals mit dem Auftritt von Nirvana in Ohmstede? Der Vertrag wurde von zwei Oldenburger Freunden mit einer Berliner Agentur geschlossen. Damals konnten sie nicht ahnen, welchen Kultstatus Band und Sänger einmal haben würden. Der Vertrag beinhaltete neben der damals noch überschaubaren Gage von 1539 DM die Bedingungen für Betreuung und Technik. Unter anderem fanden sich darin Hinweise auf Mahlzeiten und Getränke (warme Mahlzeit „von hochwertiger Qualität“, vier Kästen Bier, 15 Liter Säfte, Wasser, Flasche Rotwein, halbe Flasche Wodka, halbe Flasche Whiskey…) und die Unterbringung (gutes Hotel mit Frühstück, Zimmer mit Dusche und Bad). Nirvana spielten bei ihrer ersten Europatournee entsprechend der Größe der Clubs und Veranstaltungsorte meist vor kleinem bis sehr kleinem Publikum, sorgten aber für ausverkaufte Konzerte. Auch im Kulturzentrum in Ohmstede war die Stimmung der etwa 220 Anwesenden offenbar gut, wie anhand eines heute noch existierenden Konzertmitschnitts auf YouTube zu hören ist.

Text: Franziska Boegehold-Gude