Wasserturm Donnerschwee

Ein ausgeglichener Typ.

 

Viele hundert Wassertürme wurden ab Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland errichtet. Sie dienten mit ihrer passiven Wassersäule dazu, eine dauerhafte Trinkwasserversorgung zu gewährleisten, indem sie den Druck in den Leitungen sicherstellten. Ca. 20% des Wasserbedarfs sollte über die Wassertürme vorgehalten werden, so dass im Falle von Ausfällen der Pumpen weiterhin Wasser zur Verfügung stünde. Mit der Zeit wurden die Pumpen technisch weiterentwickelt und verbessert, sodass sie zuverlässig für Wasserzufuhr sorgen. In der Gegenwart ist der Aufwand für die Wartung und den Betrieb von Wasserpumpen außerdem derart niedrig, dass sich Wassertürme nicht mehr lohnen. Der Wasserturm an der Donnerschweer Straße hingegen ist immer noch in Betrieb und sorgt seit nunmehr über 126 Jahren für den Ausgleich des Wasserspiegels.1

Der Wasserturm Donnerschwee wurde 1896 errichtet. In seiner Ästhetik erinnert der Turm mit dem gelb-roten Mauerwerk an die 1902 errichtete Infanteriekaserne, dem heutigen Gebäude der Landesbibliothek am Pferdemarkt. Der kreisrunde Backsteinturm ist im unteren Bereich mit umlaufenden Blendarkaden versehen, die über beide Stockwerke reichen und je zwei Fenster aufweisen. Darüber schließt sich ein breiter Streifen an, der zum schmaleren Schaftteil des Turms überleitet. Schmale Rundbogenfenster belichten den Innenbereich und die Ummantelung des Wasserbehälters zeigt ein Sichtmauerwerk, das durch schmale Fenster und einen Bogenkranz darüber gegliedert ist.

Der Wasserturm ist heute ein Wahrzeichen des Oldenburger Stadtteils Donnerschwee und bedeutet vor dem Hintergrund des angrenzenden Waldstücks einen attraktiven Blickfang.

 

Warum überhaupt Türme zur Wasserversorgung?

Schaut man sich die Situation der Gesundheitsfürsorge und Hygiene in der Stadt Oldenburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an, so sind in den Diskussionen des Magistrats und des Rates Begrifflichkeiten wie „Torfstreuclosets“ und „Choleragefahr“ zu finden. Die Feststellung, „in einem wie entsetzlichen Zustande sich bei uns das Abortwesen befindet und daß eine Neuordnung dringend nothwendig ist“, gibt einen weiteren Aufschluss über die Tatsache, dass Kostengründe schließlich keine Argumente mehr gegen eine Kanalisation und zentrale Wasserversorgung sein konnten (und durften).

In der Zeit zwischen 1890 und 1914 wurden wesentliche Aktivitäten zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung und der Hygiene in der Stadt Oldenburg durchgeführt, welche gerade in gesundheitlicher Hinsicht sehr hoch eingeschätzt werden müssen. So stellte die Stadt um 1903 fest, dass aufgrund der neuen Wasserversorgung der Unterleibtyphus in der Bevölkerung nahezu verschwunden sei.2 Der Wasserturm Donnerschwee war in dieser Hinsicht Teil der städtisch organisierten Wasserversorgung.

 

Auch in wirtschaftlicher und verkehrstechnischer Hinsicht stieg der Wasserverbrauch in der Stadt. Die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn errichtete in den Jahren 1907 und 1908 einen Wasserturm am Hafen, da der Wasserdruck der städtischen Leitungen nicht für die schnelle Befüllung der Dampflokomotiven ausreichte. 1923/24 errichtete die Bölts Fleischwarenfabrik AG auf ihrem Gelände einen Wasserturm, der für die Produktion im Werk benötigt wurde.

 

Text: Dr. Steffen Wiegmann


1 Zu Bauwerk Wasserturm und der Wasserkunst siehe Aschenbeck, Nils und Jens U. Schmidt: Wassertürme im Nordwesten. Oldenburg 2003. S.4-9

2 Siehe Geschichte der Stadt Oldenburg 1830 – 1995. Oldenburg 1996. S.253ff.