Metro

Ein Licht in der Nacht

 

Es war 1983, als Kerstin, Yogi und Jochen einen Keller versteckt in einem Hinterhof in der Achternstraße übernahmen. Hier sollte ab sofort ein Ort entstehen, an dem Veranstaltungen stattfinden würden - ganz nach ihren eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen. Zu diesem Zeitpunkt ahnten die drei noch nicht, was für eine langjährige und erfolgreiche Geschichte sich aus ihren Visionen ergeben würde. Sie gründeten den Metro Club Oldenburg.

Der Metro Club war geprägt durch die musikalische Vielfalt der Subkultur der 1980er Jahre: Synth Pop und New-Wave-Frisuren, elektronische Musik jeder Art, aber auch Indie Rock oder Gothik. Optisch blieb der Club ein Keller, wurde aber in Eigenregie verschönert. Heizungsrohre, die sich durch den ganzen Keller zogen, waren in bunten Pastelltönen bemalt und die Tanzfläche klein und dunkel. Es hatte eine „weirde“ und doch familiäre Atmosphäre, wie Zeitzeug:innen berichten. Und das war wohl auch das Erfolgsrezept des Clubs in Abgrenzung zu anderen, in denen der Mainstream der Zeit gradlinig vorherrschte.

Als Kerstin Mitte der 90er Jahre aus dem Projekt ausstieg, führten Yogi und Jochen den mittlerweile erfolgreichen Club weiter. Bis Anfang der 2000er Jahre fanden fast täglich Veranstaltungen statt. Tagsüber war das heutige Metro-Café, früher Diva, das später entstand, im Erdgeschoss geöffnet, indem es auch kleine Gerichte zu essen gab. Und am Abend wurde der Keller zum Club. Durch die vielfältigen Veranstaltungen aus den Bereichen  Hip Hop,  Tech-House, Techno, Gothic und (Dark)Wave, Black Music, Rock und Beats oder auch Trash Partys kam es immer mehr zum  Austausch im vielfältigen Publikum der Metro. Schnell fanden sich immer mehr Menschen, die Herzblut und Liebe in diesen außergewöhnlichen Ort steckten und ihn zu einem Zuhause für junge bis alte Subkultur-Begeisterte machten. Ein Zeitzeuge berichtet von dem familiären und wertschätzenden Atmosphäre des Clubs, der bis heute eines der Markenzeichen der Metro ist: die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden und das Begegnen auf Augenhöhe mit den Gäst:innen. In der Metro ging es um ein gutes Club-Gefühl.

„Als Gast fiel auf, dass der Altersdurchschnitt zwischen 16 und 60 Jahren lag. Vermutlich liegt dies daran, dass der Ort schon mehrere Jahre existierte, aber es fühlte sich selbstverständlich an. Wer in der Metro arbeitete, tat dies einfach, weil die Person Bock drauf hatte, Teil dieser Community zu sein. Das war so ein Laden für alle. Die Unterscheidung zwischen vor und hinter der Theke verschwamm und dadurch hatte man nie das Gefühl, dass die Gäste nur da sind, um mit ihnen möglichst viel Umsatz zu machen. Sondern man war auf einem Level.“

Die Metro entwickelte sich stetig weiter, bis sich in den 90er Jahren die gastronomische Szene veränderte und es die kleinen unabhängigen Läden in Konkurrenz zu den neu gegründeten Gastro-Ketten schwer hatten. Um mitzuhalten wurde die Bar im Metro-Keller zu einer Cocktailbar umfunktioniert. Aufgrund dieser Mischung aus Subkultur und innovativen Ideen konnte der Metro Club weiter erfolgreich bestehen.

2019 übernahm der heutige Inhaber Philipp Bowitz den Metro Club und führte den Laden durch die wohl gravierendste Krise in der Clubszene: die Corona Pandemie. Veranstaltungen jeglicher Art waren untersagt und der Club musste für viele Monate seine Türen schließen. Mitarbeitende waren gezwungen, sich neue Jobs zu suchen und kehrten auch nach der Pandemie nicht ins Nachtleben zurück. Eine Arbeitsgruppe mit Graffiti-Künstler:innen nutzte diese Pause, um den Club umzubauen und neu zu gestalten. Und so konnte die Metro nach dem Ende der Corona-Maßnahmen ihre Türen erneut öffnen und den Besucher:innen  ein neues Zuhause des Zusammentreffens und Verbindens bieten.

Und heute?

Dieses Jahr wird der Metroclub Oldenburg 40 Jahre alt und trägt mit Stolz die Visionen der drei Gründer:innen bis heute zum Publikum. Viele heutige Besucher:innen kennen diesen Ort bereits ihr ganzes Leben und verspüren eine besondere Verbindung zu ihm. Dabei zeichnet sich das Konzept des Clubs besonders durch eine hohe Verantwortungsübernahme von prekären Facetten der Clubkultur und des Nachtlebens aus. Es wurde ein umfangreiches und funktionierendes Awarenesskonzept umgesetzt, welches allen Besuchenden einen sicheren Ort des Feierns ermöglicht. Junge Kollektive toben sich im Metroclub mit innovativen und künstlerischen Veranstaltungskonzepten aus und ein feministisches DJ-Kollektiv nutzt den Club als Treffpunkt und zum Austausch für FLINTA* Personen.

Steigende Kosten und die Folgen der Corona Pandemie gefährden inzwischen das Fortbestehen des Clubs, der nicht vorrangig gewinnorientiert arbeitet, sondern als Ort der Subkultur und Treffpunkt für Kollektive und Gruppen in Oldenburg weiterhin bestehen möchte. Daher hat sich eine Gruppe aus Mitarbeitenden und Freund:innen gebildet und die Initiative „Rettet die Metro“ gegründet. Gemeinsam und mit Hilfe der Stadtgesellschaft wollen sie das Fortbestehen dieses geschichtsträchtigen und besonderen Ort ermöglichen und eine Zukunftsperspektive für die Metro schaffen. Mehr Informationen: https://metro-oldenburg.de/rettet-die-metro/

 

Text: Franziska Scheffler, Teil des Metro-Geburtstags-Orgateams