Ehemalige Museen
Es waren einmal drei Museen…
Derzeit gibt es um die 7000 Museen in Deutschland. Manche präsentieren ihre Sammlung in hohen, säulengetragenen Hallen, manche sind in einem einzigen Raum untergebracht. Viele werden von Staat, Land oder Kommune getragen, andere von Stiftungen. Einige aber auch allein durch die ehrenamtliche Arbeit von Vereinen oder Einzelpersonen. Neben Arbeit steckt viel Leidenschaft dahinter: Ob für ein spezielles historisches Thema, einen einzigartigen Ort oder ein besonderes Objekt. Diese Leidenschaft allein trägt aber natürlich keine Betriebskosten. Unsichere Finanzierung führt leider immer wieder zur Schließung von Einrichtungen.
So ist auch die Museumslandschaft in Oldenburg einem stetigen Wandel unterzogen. Die Stadt beherbergte einst mehrere Museen, die sich jeweils einem speziellen Thema widmeten: das Deutsche Krankenhausmuseum, das Oldenburger Fahrradmuseum und das Pekol-Museum. Diese boten Einblicke in die medizinische, technische und verkehrsgeschichtliche Vergangenheit. Zwei von ihnen nutzten zudem einen selbst geschichtsträchtigen Ort als Ausstellungsfläche.
Das Deutsche Krankenhausmuseum
Das Deutsche Krankenhausmuseum war beispielsweise im Peter-Friedrich-Ludwigs Hospital untergebracht. Das PFL, das heute Stadtbibliothek und Kulturzentrum beherbergt, diente schließlich seit seiner Erbauung zwischen 1838 und 1841 über 140 Jahre als städtisches Krankenhaus. Nach der endgültigen Schließung 1984 stand das Gebäude zunächst leer. Die „Gesellschaft der Freunde und Förderer für ein Deutsches Krankenhausmuseum“ fand hier im Nordflügel den idealen Ort für ihre Pläne ein Krankenhausmuseum zu verwirklichen. Im April 1986 gab es eine Auftaktveranstaltung, die der Stadtgesellschaft das geplante Museum vorstellen sollte. Mit der Einladung und einer Ausstellung des Aktionskünstlers Joseph Beuys sollte aber auch überregionale Aufmerksamkeit für das Projekt gesichert werden. Leider verstarb Beuys unerwartet im Januar 1986, so dass der Auftakt ohne prominente künstlerische Beteiligung stattfinden musste.
Neben der breiten Öffentlichkeit sollten zukünftig auch die Medizinstudent:innen der Universität Oldenburg von der medizinhistorischen Ausstellung profitieren. Zwischen Uni und Trägerverein gab es einen Kooperationsvertrag. Eröffnet wurde das erste Krankenhausmuseum der Welt allerdings erst 1992. Wieder involviert war ein Künstler, denn man startete mit einer Sonderausstellung zu Horst Janssen. In den Werken, die in „Der Foliant — Eine Krankengeschichte“ gezeigt wurden, setzte dieser sich mit den unmittelbaren Folgen seines Unfalls mit Säure im Jahr 1990 auseinander. Zu einer vollständigen Einrichtung und Eröffnung der geplanten Dauerausstellung kam es jedoch nicht. Bereits Anfang 1993 musste das Deutsche Krankenhausmuseum aufgrund finanzieller Schwierigkeiten wieder schließen.
Das Pekol-Museum
Das Pekol-Museum war ein Zeugnis der regionalen Verkehrsgeschichte und widmete sich dem Erbe des Buspioniers Theodor Pekol. Dieser gründete nach dem Ersten Weltkrieg ein Omnibusunternehmen, das auch selbst Fahrzeuge konstruierte und herstellte. Das Museum befand sich ab 2003 auf dem historischen Betriebsgelände an der Alexanderstraße 326-328, wo seit 1936 die Oldenburger Vorortbahnen Pekol GmbH ihren Sitz hatte.
Die Sammlung umfasste zur Hochzeit 70 historische Fahrzeuge, darunter 14 originale Pekol-Busse, Feuerwehrfahrzeuge, Lieferwagen und PKWs aus verschiedenen Jahrzehnten. Besucher:innen konnten die technische Entwicklung der Fahrzeuge nachverfolgen.
Ab 2011 geriet das Museum in Schwierigkeiten, da die Stadt Oldenburg einen Teil des Geländes für die Einrichtung eines Nahversorgungszentrums verkaufte. Dies führte zum Abriss eines Teils der Werkstatthallen und zur Einschränkung der Ausstellungsfläche. Der Zugang zu den Fahrzeugen war wegen des eingeschränkten Platzangebots danach nur noch per Führung möglich und viele Exponate wurden verkauft oder verschenkt. 2013 folgte schließlich die Räumung des restlichen Sammlungsbestandes vom Gelände, weil es zu einem Rechtsstreit zwischen Trägerverein und Eigentümern des Geländes kam.
Das Oldenburger Fahrradmuseum
Das Oldenburger Fahrradmuseum wurde 1995 von Gaby und Kalle Kalkhoff gegründet und befand sich in der Donnerschweer Straße 45. Die Sammlung umfasste gut 200 Fahrräder aus unterschiedlichen Epochen, die in einer hauseigenen Werkstatt restauriert wurden. Kalle Kalkhoff, dem als Nachfahre der Fahrradhersteller-Familie Kalkhoff aus Cloppenburg das Fahrrad quasi mit in die Wiege gelegt worden war, begann bereits in den 1970er-Jahren mit dem Sammeln historischer Fahrräder. 1991 gelang es ihm und seiner Frau eine englische und eine dänische Sammlung zu erwerben, wodurch die Grundlage des Museums geschaffen wurde. Aus finanziellen Gründen musste das Museum allerdings nach nur zwei Jahren Betrieb schließen.
Ganz vorbei mit der Museumsarbeit war es dadurch aber nicht für das Ehepaar Kalkhoff. In den folgenden Jahren entwickelten sie im Auftrag anderer Museen Ausstellungen zur Fahrradgeschichte und stellten dafür auch Räder aus ihrer Sammlung zu Verfügung. 2011 wurde die Sammlung schließlich an das Museumsdorf Cloppenburg übergeben. Dort gab es dann 2015 in der Sonderausstellung „Fahrtwind – Kulturgeschichte des Fahrrads im Nordwesten“ einen größeren Teil des Bestandes geschlossen zu sehen.
Mit der Schließung eines Museums geht immer ein Stück Geschichte verloren, gerade wenn es sehr spezialisiert ist oder eng mit dem Ort verbunden ist, an dem es sich befunden hat. Aber natürlich verschwindet nicht alles von der Bildfläche: Die Sammlungen des Fahrradmuseums und des Pekol-Museums sind teilweise in anderen Einrichtungen erhalten geblieben, und das ehemalige Krankenhausgebäude des PFL dient heute auf andere Art der Kultur.
Text: Sebastian Tillenburg