Stautorkreisel

Eine runde Sache?

 

Der heutige Stautorkreisel am alten Stadthafen hat im 20. Jahrhundert mehrfach sein Gesicht verändert. Zwischen Hafen und Stadt gelegen hatte dieser Ort immer eine wichtige Funktion. Um den Bereich Staugraben/Staulinie/Stau herum waren in der Zeit um 1900 verschiedene große Gebäude versammelt: Auf der einen Seite das auffällige „Hotel de Russie“, das Speichergebäude der Zuckerfabrik Bulling und das Kunstgewerbemuseum, auf der anderen Seite das Hauptpostamt und „Wahnbeck’s Hotel“. 1933/34 wurde ein Teil des Hafenbeckens überbaut, was den eigentlichen Stautorplatz entstehen ließ. Der Name leitet sich von einem der fünf Stadttore ab, an denen die Stadtmauer in früheren Zeiten durchquert werden konnte. In einem Foto aus dieser Zeit ist anhand des Gebäudes der Oldenburgischen Landesbank zu erkennen, wie weit das Hafenbecken bereits in dieser ersten Überbauung zurückgedrängt bzw. das Wasser in den Untergrund verlegt worden war. Das noch heute existierende repräsentative neoklassizistische Gebäude der Landesbank entstand zwischen 1915 und 1917 anstelle des Kunstgewerbemuseums, das 1914 abgerissen worden war. Die neue überbaute Fläche bot Platz für eine kleine Parkanlage, gestaltet mit Blumenbeeten, kleinen Mauern und einem Brunnen. Der Bepflanzung entsprechend wurde damals der Begriff „Rosenplatz“ geprägt.

Der zunehmende Autoverkehr sorgte seit Mitte der 1950er Jahre für immer schwieriger werdende Verhältnisse auf den Straßen. Die Stadt begann mit Gegenmaßnahmen, unter anderem dem Ausbau der Umgehungsstraße zu einer Stadtautobahn und Veränderungen und Vergrößerungen der Innenstadtstraßen hin zu einem inneren Ring. Am Stautorplatz machten sich um 1960 erste Veränderungen bemerkbar, als die beliebte Grünanlage in einen Parkplatz umgewandelt wurde. Im Zuge der Änderungen und Vergrößerungen der Verkehrswege wurde der Stautorplatz 1962/63 zum Verkehrsknotenpunkt Stautorkreisel ausgebaut, der er bis heute ist. Bei dieser einschneidenden Veränderung wurde das Hafenbecken auf einer Länge von etwa 80 Metern übertunnelt und so der Hafen noch ein erhebliches Stück aus der Stadt weiter zurückgedrängt. Seit 1982 arbeitet ein Schöpfwerk am vorderen Rand des Hafenbeckens, das zum einen durch Regulierung mithilfe von Toren vor Überschwemmungen schützt, zum anderen durch Verwirbelungen das auflaufende Wasser mit Sauerstoff anreichert und Fischsterben verhindert. Geplant worden war ein solches Schöpfwerk schon 1889 von Stadtbaumeister Franz Noack. Seine Ausführung ließ dann noch fast 100 Jahre auf sich warten.

Während die großen Umbauarbeiten Anfang der 1960er Jahre den Stautorplatz noch einmal stark veränderten, stand bereits seit 1948/49 auf dem Platz vor der Hauptpost das „Stautor-Café“. Der damals sehr moderne Pavillon direkt am Wasser mit Blick auf den Hafen war ein beliebter Treffpunkt, vor allem in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre, als hier Oldenburgs erstes Eiscafé eröffnete. Die Wahl fiel beim Bau auf die eher ungewöhnliche Form eines Pavillons, weil sich darunter die Mauerreste eines runden Luftschutzbunkers befinden, der während des Zweiten Weltkriegs an dieser Stelle entstanden war und auf dessen Grundmauern der Pavillon aufgesetzt wurde. Nach den Veränderungen des Platzes befand sich das Café dann auf einmal isoliert inmitten des starken Verkehrsflusses am Stautorkreisel. Dennoch behauptet sich das „Rondell“ bis heute als gastronomischer Ort.

Text: Franziska Boegehold-Gude