Bronzeplastik Drei Bären

„Selbst Windstärke 12 soll die Naturburschen nicht umwerfen.“

 

Anlässlich der Einweihung des Oldenburger Hallenbades im Juni 1960 hatten am Bau beteiligte Firmen 12.000 DM für ein Kunstwerk gestiftet. Das Werk sollte einen künstlerischen Akzent auf dem neuen Berliner Platz setzen, dessen Namensgebung als Zeichen der Verbundenheit zu der deutschen Hauptstadt gewählt wurde. In der Ausschreibung der Stadt Oldenburg hieß es, dass Kunstwerk solle „als Aushängeschild für die Oldenburger Stadterneuerung stehen und eine Beziehung zu der Hauptstadt Berlin erkennen lassen.“

Drei Jahre später, im Juli 1963, hatte ein Kuratorium aus Stiftern und Sachverständigen aus fünf eingereichten Entwürfen von Bildhauer:innen das Modell des Bremer Künstlers Paul Halbhuber (1909-1995) für die Umsetzung ausgewählt. Es stellte eine Gruppe von drei Bären dar, die aufrecht auf den Hinterbeinen stehen und ihre Vorderpfoten dem Betrachter entgegenstrecken. Mit dem Motiv des Bären griff Halbhuber künstlerisch das bekannte Wappentier Berlins auf. Paul Halbhuber, der 1909 in Dresden geboren wurde, hatte sein künstlerisches Studium der Holz- und Steinbildhauerei an der Vereinigten Staatsschule für freie und angewandte Kunst Berlin in der Lehrwerkstatt von Otto Hitzberger (1878-1964) absolviert. Danach arbeitete er als Assistent an der Kunsthochschule Bremen und war als freischaffender Bildhauer in seinem Atelier im Bremer Vorort Oberneuland tätig. Zwischen 1950 und 1980 schuf er zahlreiche Kunstwerke aus Stein und Bronze für den öffentlichen Raum. Der Stil seiner Werke wird heute der Klassischen Moderne zugeordnet.

Bei den Kuratoriumsmitgliedern Elfriede Holdack, Georg Schmidt-Westerstede, Hans Spieker und Otto Ziegeler hatte seine abstrahierende Formensprache der stilisierten Tiergruppe für Zustimmung gesorgt. Zudem überzeugte Paul Halbhuber mit der Idee, sein Werk explizit nicht als Denkmal zu schaffen. Die 2,50 Meter hohen Bronzebären sollten also nicht auf einem Sockel stehen, sondern auf dem Pflaster, so dass ein direkter Kontakt mit dem Publikum möglich sei. Die naturalistisch gestalteten Entwürfe „Figurengruppe“ von Gerhart Schreiter, „Mensch und Pferd“ von Marie-Louise Ahlhorn-Packenius, „Bärenbrunnen“ von Alois Lidauer und die „Windsbraut“ von Anna Maria Strackerjan konnten sich nicht durchsetzen.

Als das Bärenmodell von Paul Halbhuber der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, löste es in Oldenburg zunächst kontroverse Diskussionen aus. Kritiker vermissten die lebensechte Darstellungsweise der Tierfiguren und sahen in den Bären „hässliche Kreuzungen aus Pinguinen und Unterseebooten“ und verglichen die Gesichter der Bären mit „Schweineschnauzen“ und „Schneckenköpfen“ wie aus Leserbriefen der Nordwest-Zeitung vom Juli 1963 hervorgeht.

Da sich der Kostenvoranschlag für die Bronzeplastik auf 32.500 DM belief, konnte erst mit finanzieller Unterstützung einiger Oldenburger Unternehmer, Handwerker und Kaufleute, die Summe für das monumentale Werk aufgebracht werden. Zwei Jahre später waren die Bronzebären fertiggestellt und wurden im Beisein des Künstlers fest im Boden des Berliner Platzes verankert. „Selbst Windstärke 12 soll die ´Naturburschen` nicht umwerfen und wenn jemand zur Nasenspitze emporklimmt, wird auch das ihrer Standfestigkeit nichts anhaben“, merkte der Bildhauer an. Als das Kunstwerk am 7. November 1965 in der Innenstadt dann feierlich eingeweiht und übergeben wurde, waren hunderte Besucher:innen anwesend. Von der ursprünglichen Idee einer „Enthüllungszeremonie“ hatte das Rathaus auf Wunsch von Paul Halbhuber jedoch Abstand genommen. Stattdessen überreichte der Dachdeckermeister Otto Ziegeler Oberbürgermeister Hans Fleischer die Stiftungsurkunde mit den Worten: „Oldenburger Handwerker und Kaufleute stiften ihrer Stadt drei Bronzebären auf dem Berliner Platz. Möge diese freundliche Kragenbären-Gruppe in den Herzen der Oldenburger einen Platz finden.“ Bereits ein Jahr später erfüllte sich der Wunsch, als die Oldenburger Zeitung am 11. Juli titelte, dass die drei Bronzebären „an die Spitze der offiziellen Oldenburger Photo-Motive“ gerückt seien.

Auch wenn sich die Umgebung gravierend verändert hat, steht das Kunstwerk bis heute fast an gleicher Stelle. Das Hallenbad von einst wurde im Jahr 2001 wegen baulicher Mängel geschlossen und dann im Sommer 2007 abgerissen. Mit dem Neubau der LzO-Zentrale verlagerte sich sogar der Straßenname „Berliner Platz“ im Jahr 2009 in die Nähe des Hauptbahnhofs, während das ursprüngliche Areal architektonisch vom Einkaufszentrum „Schlosshöfe“ geprägt wird. Zwischenzeitlich gab es Überlegungen die Bronzebären auf dem Gelände der Kinderklinik in Kreyenbrück oder auf dem neuen „Berliner Platz“ zu positionieren. Letztlich entschied jedoch der Künstlererbe, auf den das Urheberrecht von Paul Halbhuber übergegangen war, dass der Standort auf dem heutigen Schlossplatz beibehalten werden sollte. Und dort sind die „Drei Bären“ als Fotomotiv immer noch sehr beliebt.

 

Text: Dr. Sabine Isensee