Globe Kino

Around the Globe

 

 

Als Oldenburg nach Kriegsende unter britisch-kanadischer Besatzung stand, wurden die alliierten Soldaten in den hiesigen Kasernen untergebracht. Die Donnerschwee Kaserne, die vormals von den Nationalsozialisten genutzt wurde, war in den Jahren 1945-1958 von Soldaten der Siegermächte unter dem Namen Crerar Barracks bekannt.

Um den Soldaten fernab der Heimat ein kulturelles Angebot zu bieten und ihnen das Gefühl eines Home from home zu geben, wurden im Stadtgebiet und eben auch in der Kaserne, Gebäude für kulturelle Angebote genutzt. Beispielsweise wurde das Oldenburger Staatstheater zeitweise zur Radio City Music Hall, das Wall-Kino hieß Uptown und später Tivoli. Bevor das Globe auf dem Gelände der Donnerschwee Kaserne eingerichtet wurde, waren die Schauburg-Lichtspiele in der Bremer Straße seit der britischen Beschlagnahmung im Jahr 1949 unter dem Namen Globe bekannt.

Das 1955 in Betrieb genommene Donnerschweer Truppenkino Globe bot 400 Sitzplätze und besaß eine Bühne von über 100 qm, einen Orchestergraben und modernste Klangtechnik. Entsprechend des Namens Globe, der auf das Shakespeare-Theater in London verweist, fungierte das Kino auch als Theater- und Konzertsaal. An der Kasse wurden die Eintrittskarten für das englischsprachige Film- und Unterhaltungsprogramm ganz authentisch mit britischen Pfund bezahlt.

Bespielt wurde das Globe ab 1955 durch die Army Kinema Corporation (A.K.C.), die im Jahr 1946 gegründet wurde. Diese Organisation war dafür zuständig, das Film- und Veranstaltungsangebot zu organisieren und zum Beispiel das Filmmaterial zwischen den einzelnen Standorten der British Army of the Rhine (BOAR) zu zirkulieren. Denn das Globe in Donnerschwee war nicht das einzige Kino dieser Art in Deutschland und darüber hinaus: Bis in das Jahr 1958 existierten 48 dieser Truppenkinos, die von der A.K.C versorgt wurden. Darunter Standorte wie Osnabrück, Hameln, Minden, Nienburg, Verden, Delmenhorst und Bielefeld. Das vom A.K.C. betriebene Netzwerk reichte jedoch von Großbritannien über Kontinentaleuropa in den Nahen Osten bis nach Asien.

Nachdem die britischen Truppen im Jahr 1958 abgezogen und die Kaserne Donnerschwee an die Bundeswehr übergeben wurde, war es auch mit dem britischen Unterhaltungsprogramm durch die A.K.C. im Globe vorbei. Bis in die 1990er Jahre wurde das Militärkino noch von Filmspediteuren mit (deutschsprachigem) Filmmaterial ausgestattet. Durch den fortlaufenden Betrieb blieb das Globe im Vergleich zu den zahlreichen anderen Truppenkinos in Deutschland erhalten.

Nachdem die Bundeswehr die Kaserne Donnerschwee im Jahr 2007 geräumt hatte, lag das Gelände und damit auch das Kino bis in das Jahr 2014 weitgehend brach. Dann wurde das Areal als sogenannte Konversionsfläche für Wohnraum erschlossen und umgebaut – das Quartier Neu-Donnerschwee entstand. Danach wurde auch damit begonnen, dem sanierungsbedürftigen Globe-Kino neues Leben einzuhauchen: Im Jahr 2017 gründete sich zum Zwecke der Sanierung und Erhaltung des denkmalgeschützten Veranstaltungsortes die Kulturgenossenschaft Globe, die ein Jahr später bereits etwa 600 Mitglieder verzeichnen konnte.

2018 wurde außerdem der genossenschaftliche Kauf des Baudenkmals erwirkt, um das Globe langfristig „als Kulturort für Kino, Theater, Konzerte, Festivals und Events“ (aus: Unser Leitbild, globe-oldenburg.de) zu etablieren. Zudem soll das Globe als kultureller Treffpunkt für Oldenburg fungieren und mit „Gastronomie, Proberäume für Musik, Theater und Tanz sowie die Vermietung der Räume für private Feiern“ (ebd.) den Stadtteil Donnerschwee bereichern.

Aktuell läuft die Sanierung des altehrwürdigen Kinos auf Hochtouren, die selbstverständlich den Anforderungen des Denkmalschutzes entsprechen und gleichzeitig der zukünftigen Nutzung zuträglich sein muss. Wichtige Umbauten wie die Fahrstuhlschächte, um Rollstuhlfahrer:innen den Zugang zum ersten Stock zu ermöglichen, wurden bereits vorgenommen. Auch die Eingangstüren wurden restauriert sowie der Umbau im Innenraum, der den Einsatz zeitgemäßer Lautsprecher gewährleistet. Der Eingangsbereich samt Kassenhäuschen ist zurzeit auch schon in Bearbeitung und lässt den wiederkehrenden Charme der 1950er Jahre bereits erahnen.

Weitere Informationen zum Globe und dem Sanierungsfortschritt finden sich unter: https://www.globe-oldenburg.de/home.html

 

Text: Claudius Mertins