Alte Maschinenhalle

Meyer-Halle,

Alte Schlosserei,

Mohrmann-Halle,

Kulturhalle am Pferdemarkt,

Bau_werk-Halle,

Alte Maschinenhalle

 

 

Am Pferdemarkt, etwas versteckt neben der Exerzierhalle, steht seit über 125 Jahren eine alte Industriehalle. In ihrer langen Geschichte hat die Halle viele Nutzungen erfahren und ebenso viele Namen erhalten: Kulturhalle, Mohrmann-Halle, Bau_werk-Halle, um nur einige zu nennen. Im Laufe der Zeit wandelte sich die Halle von einer Industriehalle zu einem kulturellen Hotspot und überstand verschiedene Krisen.

Inzwischen steht sie als eine der wenigen historischen Industriehallen Oldenburgs unter Denkmalschutz. Sie ist einer der letzten erhaltenen Industriebauten des 19. Jahrhunderts und gilt als authentischer ehemaliger Arbeitsort.

Ein erster Beitrag zur Geschichte der Maschinenhalle wurde bereits 2018 vom ehemaligen Denkmalpfleger Friedrich Precht in einem Aufsatz für die Zeitschrift der Oldenburgischen Landschaft verfasst, auf dem dieser Text unter anderem basiert.

Meyer-Halle, Alte Schlosserei

Die ehemalige Maschinenschlosserei wurde 1898 im Auftrag von Hermann Meyer hinter einem zuvor errichteten Wohnhaus gebaut. Die Schlosserei wurde 1910 durch einen Anbau und eine Wagenremise, einer Garage für Wagen, erweitert. Zu dieser Zeit war die Stadt rund um den Pferdemarkt noch überwiegend industriell geprägt. 1929 wurde die Halle zur Maschinenfabrik der Firma Hermann Meyer. Die Schlosserei arbeitete vermutlich für das Ausbesserungswerk der Deutschen Bahn. Was später produziert wurde, konnte nicht ermittelt werden. 

1931 erfolgte die nächste Hallenerweiterung in Form eines Krans hinter dem Werkstattgebäude. Dieser wurde für Fabrikarbeiten aufgestellt und sechs Jahre später im Rahmen einer Werkstatterweiterung überdacht. Ursprünglich befand sich im ersten Stock eine Tischlerei, die spätestens 1942 verschwand: Das besondere Glasdach mit der sichtbaren Balkenlage wurde eingebaut. Es ermöglicht den Blick vom Erdgeschoss bis zum Glasdach und erhellt die Halle seitdem mit Tageslicht. Anfang der 1960er Jahre stellte die Maschinenfabrik ihren Betrieb ein und die Nutzung der Halle änderte sich deutlich. Ab 1962 diente sie als Verkaufshalle für Lebensmittel, Haushaltswaren und Elektroartikel unter dem Namen Discounthaus Zentral, später SODAAB-Markt. Zwischen der Halle und der Exerzierhalle stand seit 1886 eine Dampfmühle zur Verarbeitung von Hafer. Nach dem Abriss 1966 entstand auf der Freifläche der heutige Parkplatz.

Mohrmann-Halle

1978 erwarb die Stadt Oldenburg die Halle und ein neuer Betrieb zog ein. Das Teppichlager Geeste nutzte die Halle als „Teppichboden-Fundgrube“, bis 1986 öffentlich über einen möglichen Abriss der Halle diskutiert wurde, der die Existenz der Halle bedrohte. Der Pferdemarkt sollte um eine Tiefgarage mit 530 Stellplätzen erweitert werden, die Halle und das Wohnhaus sollten einer provisorischen Abfahrtsrampe weichen. Die Abrissgenehmigung lag bereits vor, wurde aber nicht ausgeführt, da sich der Rat der Stadt Oldenburg im Dezember 1986 knapp gegen die Umsetzung aussprach. Das 27-Millionen-Mark-Projekt scheiterte an der Frage der Finanzierung. Das Vorhaben war entstanden, weil sich positive Effekte für das Sanierungsgebiet Pferdemarkt erhofft und das Parkplatzangebot am Rande der Innenstadt erweitert werden sollte.

 

1989 fand die wohl erste kulturelle Nutzung der Halle in Form der satirischen Theateraufführung „Mein Kampf“ von George Tabori durch das Oldenburgische Staatstheater statt. Leider existieren keine Bilder oder weiteren Informationen über die Veranstaltung in der Halle.

Von 1996 bis 2005 wurde ein Teil der Halle von der namensgebenden Papiergroßhandlung August Mohrmann genutzt. Danach zog die Firma in den 1937 errichteten Erweiterungsbau, um die Halle für künftige Ausstellungszwecke herzurichten.

Bau_werk-Halle

Im Jahr 2006 schlossen sich mehrere Oldenburger Architekturvereine und -netzwerke zusammen, um sich gemeinsam im bau_werk e.V. zu organisieren. Zunächst nutzte der Verein die Halle einige Jahre für interne Zwecke, bis die Halle ihm Rahmen eines Sommerfestes erstmals für alle Oldenburger:innen zugänglich wurde. Der Verein veranstaltet unter anderem Vorträge und Ausstellungen zu Themen wie Stadtplanung, Architektur, Kunst und Design. Die meisten Angebote sind kostenlos. Nach der Öffnung fand auch eine Beteiligung der Oldenburger Kulturszene in der Halle statt. Aufgrund der fehlenden Heizung dauerte die bau_werk-Saison jedes Jahr von Frühjahr bis Herbst.

Im September 2012 musste die Halle wegen statischer Probleme vorübergehend geschlossen werden. Bei zu starkem Wind durfte die Halle nicht betreten werden. Nach dem Einbau einer Stahlkonstruktion, die heute das Bild prägt, konnte sie Ende Mai 2013 wie gewohnt zur nächsten bau_werk-Saison wiedereröffnet werden.

Ende April 2017 veröffentlichte die Stiftung Teilhabe der Gemeinnützigen Werkstätten Oldenburg den Plan, die Halle zu kaufen und zu sanieren. Geplant war eine neue Nutzung als inklusives italienisches Restaurant, in dem mindestens vier Menschen mit Behinderung beschäftigt werden sollten. Oberbürgermeister Jürgen Krogmann begrüßte die Idee, da die Stadt Inklusion wolle und keinen strategischen Bedarf für die Immobilie habe. Bau_werk e.V. solle auch nach der Sanierung Räume in der Halle nutzen können.

 

Der Verein war von den Plänen nicht begeistert und kritisierte die durch die Umnutzung der Halle notwendige Sanierung nach damaligen Standards, die z.B. durch Dämmvorschriften den Industriecharme negativ beeinflussen würde. Hinzu kam, dass die Halle als kultureller Freiraum in einer Zeit bedroht war, in der durch den Verlust des Freifeld Festivals und der Alten Färberei mit ihren Werkstätten und Ateliers bereits Unzufriedenheit herrschte.

Aus dieser Ausgangssituation entwickelte sich ein offenes Bündnis für den Erhalt kultureller Freiräume: die CREATIVE MASS.

Am 13. Mai 2017 fand eine Demonstration mit über 300 Teilnehmenden statt, die ihren Frust über den Verlust kultureller Freiräume auf der Straße artikulierten. Außerdem wollten sie die kreative Szene in Oldenburg sichtbar machen.

Der Verein bau_werk e.V. schlug als Kompromiss einen Anbau vor, der die Halle mit der Exerzierhalle verbinden sollte. Dieser wurde jedoch nie realisiert.

Die Initiative konnte schließlich den Erhalt der Halle als Kulturstandort sichern und steht seitdem in gutem Kontakt mit Politik und Verwaltung der Stadt Oldenburg.

 

Alte Maschinenhalle

Nachdem die Verwaltung der Halle Anfang 2018 an das städtische Kulturbüro übergeben wurde, etablierte sich der Name „Alte Maschinenhalle“. Kreative aus Oldenburg nutzen den Ort seitdem für unterschiedliche Kulturformate wie Ausstellungen, Festivals, Diskussionsveranstaltungen, Konzerte und Workshops.

Im August 2021 ereignete sich auf dem Parkplatz vor der Halle ein ungewöhnliches Ereignis: Er sackte ab. Bis in die 1960er Jahre stand zwischen der Exerzierhalle und der ehemaligen Maschinenschlosserei eine Dampfmühle, die nach ihrem Abriss zum Parkplatz wurde. Vermutlich wurden die Kellerräume nicht vollständig verfüllt. Der Zugang zur Halle blieb jedoch während der Bauarbeiten erhalten.

Kulturhalle am Pferdemarkt

Aktuell ist die Halle seit dem 30. September 2023 vorübergehend geschlossen, da umfangreiche Sanierungsarbeiten vorgenommen werden. Sie soll innen und außen saniert und für die zukünftige Nutzung vorbereitet werden. Dabei soll der industrielle Charme erhalten bleiben, was eine Herausforderung darstellt. Dies ist besonders für den bau_werk e.V. ein großes Anliegen, der im Austausch mit der Stadt Oldenburg und dem zuständigen Architekturbüro steht. Die Sanierung orientiert sich an den Klimaschutzzielen der Stadt Oldenburg und den Möglichkeiten des Denkmalschutzes. Die umfangreichen Arbeiten betreffen das Dach, eine Heizungsanlage, Fenster und Türen, die Stromversorgung und den Einbau von (barrierefreien) Sanitäranlagen. Außerdem soll die Nutzfläche um den bisher nicht genutzten Anbau erweitert werden. Ziel ist eine ganzjährige Nutzung der Halle.

Text: Stephan Lantow

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