Stadion Donnerschwee

Die Hölle des Nordens

 

Hier in Donnerschwee regiert der VfB!

König Wolfgang, der Littbarski vom Donnerschwee, der Maradona des Ostens und zahlreiche Anekdoten, wie z.B. die über ein Mikrofon am Schlüsselloch der VfB-Kabine oder von einem Sprung in den Stau nach verlorener Wette, begleiten das Fußballstadion Donnerschwee in der Hochphase des VfB Oldenburg. Diese begann in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre und reichte bis Mitte der 1990er Jahre.

Eng verbunden und sinnbildlich für eine außergewöhnliche Atmosphäre und Begeisterung ist das heute nicht mehr existierende Stadion Donnerschwee. Die ehemalige Heimstatt des VfB Oldenburg verkörpert gerade aus heutiger Perspektive eine bestimmte Art von Fußballromantik: Zwischen Klinkermauern und den umgebenden Wohnhäusern war der Fußballplatz eingerahmt, die Zuschauer standen eng am Spielfeld. Darüber hinaus lag der Platz einige Meter unter dem Niveau der umliegenden Straßen, da hier 1915 Sand für den Bau des Hauptbahnhofs entnommen worden war. Dieser Umstand verstärkte noch die kesselartige Atmosphäre, der Jubel der Zuschauer trieb die VfB-Mannschaft an, Unmut war aber ebenfalls sehr deutlich zu verstehen.

Durchschnittlich 600 Besucher:innen verfolgten die Spiele 1989, als der Aufstieg des Vereins aus der Oberliga Nord begann. In der 2. Bundesliga waren es dann zwei Jahre später bei den Heimspielen rund 20.000. In das kollektive Gedächtnis der Oldenburger:innen sind viele besondere Spiele eingegangen, bei denen sich der kleine VfB Oldenburg gegen größere Vereine durchsetzen konnte. Die große Begeisterung in Stadt und Umland fand ihren Höhepunkt, als in der Saison 1991/92 der VfB in der Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga nach dem entscheidenden Spiel nur ein Punkt zum Einzug in die höchste Spielklasse fehlte.

Dieses entscheidende Spiel wurde bereits im neuen Stadion am Marschweg gespielt, da der VfB Oldenburg das marode Donnerschwee Stadion zum Ende der Saison 1990/91 verlassen hatte. Die Schulden des Vereins und die zu hohen Kosten einer Instandsetzung der alten Spielstätte hatten diesen Schritt erfordert.

In den folgenden Jahren verfiel das Stadion Donnerschwee langsam aber sicher. Spiele der Bunten Liga fanden hier noch statt und Graffitikünstler:innen nutzen die Einfriedungsmauern zur Gestaltung. Anfang der 2000er Jahre war dann die ehemalige Spielstätte des VfB Oldenburgs völlig verwildert und 2007 erfolgte der vollständige Abriss der Überreste des Stadions. Heute erinnert ein Gedenkstein am Stadtteilzentrum an die damalige „Hölle des Nordens“

Text: Dr. Steffen Wiegmann