1.500 Schweine am Tag

Die Fleischwarenfabrik der Bölts AG in Oldenburg ließ sich von den fortschrittlichen US-amerikanischen Schlachthöfen in Chicago inspirieren. Im Jahr 1923 investierte sie in moderne Technologien und optimierte Arbeitsabläufe. Es wurden Spezialmaschinen angeschafft sowie besondere Transportbahnen und Fließbänder eingebaut, um effiziente Arbeitsabläufe zu schaffen. Dadurch wurden normierte Arbeitsbewegungen möglich, die eine effiziente Arbeitsweise erlaubten. Auch die Aufrechterhaltung des Betriebs war wichtig. Um Ausfälle zu vermeiden, war die Strom- und Kühlversorgung doppelt abgesichert.

Elektrisch betriebene Eismaschinen im Maschinenhaus deckten den enormen Kältebedarf für Produktions- und Kühlhallen. Die Energie dafür kam vom städtischen Kraftwerk, während die Wasserversorgung autark durch den betriebseigenen Brunnen erfolgte. Mit dessen Hilfe wurde Warmwasser und Wasserdampf im Kesselhaus erzeugt. All diese Aspekte führten zu einer damals in Europa beispiellosen Leistung: Täglich wurden 1.500 Schweine und 100 Rinder verarbeitet. Damit galt die Fleischwarenfabrik als die größte und modernste Anlage auf dem europäischen Kontinent.

Im Jahr 1927 kaufte die Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine (GEG) das Werk. Ziel war es, die Fleischversorgung der Mitglieder zu verbessern. Der Betrieb wurde erweitert und konnte so in den 1930er Jahren über 100 verschiedene Wurstsorten, Dosenfleisch, Feinkostware und Frischfleisch anbieten. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte man hauptsächlich für die Front. Da viele Männer in den Krieg eingezogen wurden, konnte der Arbeitskräftemangel nicht durch die Einstellung von Frauen ausgeglichen werden. 1944 waren von den 400 Beschäftigten dennoch die Hälfte Frauen. Allerdings nutze man auch die Arbeitskraft von 71 Zwangsarbeitern und 3 Kriegsgefangenen aus.