Lambertihof

Von der Halle zum Hof.

 

Eine Großraum-Disco, ein Kommunikationszentrum oder doch ein Kino? Zu Beginn der 1980er Jahre gab es eine rege öffentliche Diskussion um die Zukunft der alten Markthallen, der Vorgängerin des heutigen Lambertihofs. Im Zuge der Debatte wurde ein externes Gutachten erstellt, welches eine größer angelegte Sanierung des ganzen Markthallenviertels vorschlug. Nach einem nicht erfolgreichen Investorenwettbewerb (der Gewinner aus Stuttgart meldete Konkurs an) gelang den Oldenburgern Werner Ludewigt und Günter Bakenhus 1990 die Realisierung des Lambertihofs, welcher heute mit knapp 5.000 Quadratmetern eine Mischung aus Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungen beherbergt.

Doch zurück zu den Anfängen. Nachdem bereits spätestens seit dem 13. Jahrhundert ein Marktgeschehen in Oldenburg existierte, nimmt im 17. Jahrhundert der bekannteste Graf Oldenburgs seinen eigenen Platz in der Marktgeschichte ein: Im Jahre 1608 erlässt Graf Anton Günther zur Belebung des Handels in der Stadt die Verordnung wegen „der Oldenburger Krahmer-Marckte“. Damit wurde der Oldenburger Kramermarkt erstmals urkundlich erwähnt.

In den ersten fast 200 Jahren war dieser ein reiner Markt der Bauern, Handwerker, Krämer und reisenden Händler, die ihre Waren des täglichen Bedarfs und Gebrauchsartikel für Haus und Hof feilboten. Um dem Markt zu Anfang des 19. Jahrhunderts neuen Auftrieb zu geben, wurde Musikanten, Puppenspielern, Seiltänzern, Kunstreitern und Magiern die Teilnahme am Markttreiben genehmigt. Der Markt wurde in den folgenden Jahrzehnten immer größer, so dass die Stadt 1877 diesen aufteilte: Während die Händler mit ihren Waren am Rathausmarkt blieben, zogen die Fahrgeschäfte und Schausteller an den Pferdemarkt um.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts veränderte sich die Waren- und Einkaufswelt. Größe Kaufhäuser und eine Markenwelt entstanden, die Industrialisierung und Modernisierung hielt auch in Oldenburg Einzug. 1884 taten sich die Oldenburger Kaufleute Carl Johann Georg Lessmann, Eduard Wilhelm Meyer und Hinrich Gustav Schröder zusammen und gründeten eine Gesellschaft. Diese errichtete für 122.000 Reichsmark die Markthallen zwischen Rathausmarkt und Kleiner Kirchenstraße. Der wöchentliche Markt am Rathaus für Fleisch, Obst und Gemüse sollte hier ein Dach bekommen, damit die Anbieter auch bei schlechtem Wetter, ihre Waren unter damals zeitgemäßen Bedingungen anbieten konnten. Mit dem Kauf des Hauses Markt 21 schufen die Investoren einen direkten Zugang vom Rathausmarkt zu den Markthallen.

Der Erfolg ihres Vorhabens zeigte sich durch den Zuspruch der Bevölkerung sehr schnell und die Stadt Oldenburg wünschte sich bald eine Erweiterung der Hallen. Im Jahre 1904 gingen die Markthallen in den Besitz der Stadt über. Die Markthallen am Rathausmarkt waren über viele Jahrzehnte hinweg Einkaufs- und Kommunikationsort der Stadtbevölkerung, ein beliebter Treffpunkt in der Innenstadt. Die markante hölzerne Dachkonstruktion verlieh dem Inneren der Hallen einen besonderen Charme. Dieser ging durch das Abhängen der Decken später leider verloren. In den 1970er Jahren hatte sich das Konsumverhalten der Bevölkerung verändert und die Konkurrenz offener Märkte und Supermärkte war gestiegen. Die Kritik an den Markthallen wuchs, insbesondere bauliche Mängel und fehlende Kühlräume machten es den Händlern schwer. 1979 wurde das Ende der Markthallen beschlossen, im April 1980 fand dort ein letzter Markttag statt.

Text: Dr. Steffen Wiegmann