Hafenkran

Vom Löschen und Laden

 

Ein alter Kran am Eingang zur Hafenpromenade ist heute der beinahe letzte Hinweis auf die Geschichte des Stadthafens als Industriestandort. In den vergangenen 40 Jahren hat sich das Gesicht des Hafens völlig verändert. Wo früher Waren verladen und gelagert wurden, Transportschiffe am Anleger festmachten und Hafenarbeiter das alltägliche Bild prägten, flanieren heute Spaziergänger und entstehen neue Wohnquartiere.

Der Kran, der seit 1994 unter Denkmalschutz steht, erinnert an die Zeit, als der kleine Stadthafen täglicher Umschlagplatz für Getreide, Futtermittel und andere Güter war. Die Waren wurden vom Hafen aus ins Umland transportiert oder wurden aus den ländlichen Gebieten um Oldenburg herum zum Weitertransport auf dem Wasser angeliefert. Für das Verladen wurden seit den 1880er Jahren Drehkräne wie der Kran am Hafen verwendet. Am gesamten Kai, der heutigen Hafenpromenade, standen mehrere Kräne, um die einlaufenden Schiffe zu entladen – in der Fachsprache ‚löschen‘ genannt.

Vor der Elektrifizierung wurden solche Kräne per Hand auf Schienen entlang des Kais bewegt, um Schiffe zum Be- und Entladen anzusteuern. Der historische Kran im Hafen hat einen Unterwagen auf Normalspurweite, er ist also für Schienen konzipiert, auf denen auch Güterzüge fahren. Der sogenannte Oberwagen ist mit einem Windwerk ausgestattet. Diese Mechanik zieht über zwei Winden die Last nach oben. Drittes Hauptelement des Krans ist der absenkbare Ausleger mit Haken, an dem sich die Waren – das sogenannte Stückgut – befestigen ließen.

Der Kran am Hafen wurde bei der Benrather Maschinenfabrik in Düsseldorf in Auftrag gegeben und ursprünglich für den Braker Hafen produziert (1908). Er kann Lasten bis zu einer Tonne bewegen und wurde in den Akten als „Petroleumkran“ geführt. Denn in Brake war er beim Löschen der Waren, also dem Entladen der Schiffe, bei der deutsch-amerikanischen Petroleumgesellschaft im Einsatz. 1929 kam der Kran von Brake nach Oldenburg. In Oldenburg wurde er dann für das Verladen unterschiedlichster Fracht genutzt.

Am alten Hafenkran nagt der Zahn der Zeit. Er ist kürzlich von einem Restaurator für historische Maschinen und Fahrzeuge untersucht worden. An den Metallteilen sind teilweise erhebliche Korrosionsschäden festgestellt worden. Durch den regelmäßigen Kontakt mit Wasser frisst sich der Rost durch viele Bauteile. Eine Restaurierung des Krans ist in Planung. 

Übrigens: Heißt es eigentlich Kräne oder Krane in der Mehrzahl? Der Standard ist „Kräne“, so wird es auch im Duden empfohlen. Allerdings gibt es in der Fachsprache auch „Krane“. Dieser Plural wird bei Krantypen verwendet, die nicht mobil sind. Der Hafenkran gehört streng genommen zu der Gruppe der nicht mobilen Krane, weil er Schienen zur Fortbewegung benötigt.

Text: Franziska Boegehold-Gude